17.10.2010

Inception



OMG! Ab 3. Dezember gibt es den nächsten Oscar-Kandidaten für "Bester Film" (2011) bereits auf DVD...


11.10.2010

Es klappert der Elbert am rauschenden Bach


Am Küchengarten in Hannover-Linden gibt es eine Bar, dort kann man über eine geöffnete Kiste 1990er Hermitage La Chapelle von Jaboulet (100 Robert Parker Punkte) ins WC schweben und von da den Gästen beim Weintrinken zusehen - durch eine halbdurchlässige Fensterscheibe.

Die Weinbar "IhmeRauschen" befindet sich in demselben leicht barackenhaften Gebäudekomplex, in dem auch die Gaststätte "11a Küche mit Garten" untergebracht ist. Und wie diese ist auch IhmeRauschen ein Projekt von Christoph Elbert und seiner reizenden Gefährtin Verena Schindler. Wer in den letzten zwei Jahren mal im 11a essen war, das wir an anderer Stelle bereits als "das ungewöhnlichste unter den guten Restaurants Hannovers" bezeichnet haben, der ahnt, daß im IhmeRauschen die Uhren ein wenig anders ticken als gemeinhin in Lindener Eckkneipen. Die neue Weinbar ist quasi die Alice-In-Wonderland-Version einer Trinkhalle. Eingebaut wurde sie in ein vormaliges Umspannwerk. Wo früher die schweren Transformatoren im Boden eingelassen waren, ist jetzt der unterirdische, nach oben verglaste Weinkeller - in ihm: eine der wertvollsten hannöverschen Sammlungen von Spitzengewächsen aus aller Welt aus den größten Jahrgängen.

Wegen des Kraftstroms, der früher in dieser Halle floß, - und nicht nur wegen des Wellenschlags der nahen Ihme - trägt der Laden jetzt das "Rauschen" im Namen, denn "der Begriff stammt ja irgendwie auch aus aus der Welt der Elektrik", weiß Wirt Elbert.

Der Allegorien sind noch viele: Die grafittiartigen Höhlengemälde in dem fensterlosen Verließ zitieren Van Gogh. "Die Pappeln rund um Arles, keiner hat sie so gemalt wie Vincent," schnalzt Elbert, "und ich habe ihn jetzt kopiert!" Im Maßstab 10:1. Über uns verdüstert sich die Wolkenhimmeltapete, schon bald rauscht es nicht nur in der Ihme, sondern auch im Kopf des Gastes. Erdacht und umgesetzt haben das frappante Konzept die Wirtsleute Elbert und Schindler gemeinsam mit Designer Oliver Schröder von raum D.

Übrigens: wer nun keinen Wein trinken mag, greift zur Wacholderbeere. Der Gin'n'Tonic kommt in der langstieligen Tulpe unter Verwendung des Münchner Kultlabels The Duke. Im Service: das sympathische 11A-Team um die hausbekannten Grazien Mel und Paula. Nur die gute Bahar verweigert sich der erweiterten Kampfzone, wie sie uns verrät. "Ich verstehe nichts von Wein," stellt die resolute Maîtresse de maison vom 11a klipp und klar. Man kann eben nicht alle haben. Auch nicht als Alice im Wunderland.

Unterirdischer Keller mit überirdischen Trouvaillen - wir stehen drauf
Christoph Elbert mit Weinkönigin aus Beaune
Kopfrauschen
Ein lebhafter Ausblick vom stillen Örtchen
Unser Exklusivinterview


Dieser Post erschien zuerst in unserem Food-Blog Hannover is(s)t phantastisch

Weil wir böse sind


Der TATORT "Weil sie böse sind" hat Sonntagabend völlig verdient den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Bester Fernsehfilm" gewonnen.


Einer stand nicht mit auf der Bühne, um den Preis entgegen zu nehmen: Matthias Schweighöfer, der Hauptdarsteller. Der Kritik gilt das Wunderkind spätestens seit "Böse" als einer der besten Schauspieler der Welt... Die F.A.Z. schrieb seinerzeit: "Weil Schweighöfer das so schlicht wahrhaftig spielt, löst er ein, was der Titel behauptet: dass das Böse in uns allen lauert. Wenn dieser Schauspieler auf einen neuen Pasolini trifft, könnte er unsere Filmwelt aus den Angeln heben."


09.10.2010

Lektion 16: Der trockene Martini



Zu den unterhaltsamsten Künstler-Autobiographien zählen die Lebenserinnerungen des spanischen Regisseurs Luis Buñuel: "Mein letzter Seufzer". Kein "Wie-ich-Filme-machte"-Langweiler, sondern Weisheiten und Savoir Vivre pur. Bemerkenswert zum Beispiel die Reflexionen über den Verlust der eigenen Libido, von dem alternden Buñuel offenbar herbeigesehnt wie eine Art der Befreiung. Nach dem die sexuelle Lust ausgebrannt ist, widmet er sich fortan seiner zweiten großen Leidenschaft - dem Martini-Cocktail. Was ihn keinesfalls gleich zu einem Trinker macht - zwei Stück pro Tag sind genug. Die wollen jedoch sorgfältig zubereitet sein... Diese Passagen sind kapitelfüllend.

"Wie" man den Drink zubereitet, darüber ist freilich genug geschrieben worden. Allerdings, wie man über dieses "wie" trefflich streiten und diskutieren kann, das zeigt Buñuel in einer Sequenz seines in gewohnt surrealer Manier geschaffenen Films "Der diskrete Charme der Bourgeoisie": Wieder einmal wartet die Gesellschaft der sechs Protagonisten auf das gemeinsame Diner. Monsieur Thévenot bereitet derweil Martini-Cocktails zu: "Chèrie, so wie du ihn trinkst, so war er einmal in den 30er Jahren in New York Mode, aber ich mag ihn lieber so - mit einem Spritzer Pernod."

Schließlich muß auch noch Maurice, der Chauffeur, für eine Demonstration herhalten. Der arme Tor bedankt sich artig für die Einladung, stürzt den Dry Martini dann aber hinunter ohne abzusetzen. Verhaltensstudien: "Habt ihr es gesehen? DAS war das typische Beispiel, wie man einen trockenen Martini NICHT trinken sollte!" Madame Thévenot jedoch entschuldigt den Proleten: "Er ist ein Mann aus dem Volke, er hat nun mal keine Kinderstube!" Tja, heute sagte man wohl: dumm gelaufen.


Übrigens: besonders im angelsächsischen Raum macht es Spaß, den Martini als "Montgomery" zu bestellen, benannt nach dem britischen General im Zweiten Weltkrieg Sir Bernard Law Montgomery. Man sagte ihm nach, daß er erst dann seinen Widersacher, den deutschen "Wüstenfuchs" General Rommel, wagte anzugreifen, wenn seine Truppen denen der Wehrmacht 15:1 überlegen waren. In Harry's Bar in Venedig, wo der "Montgomery" erfunden wurde, beschränkt man sich auf ein Mischungsverhältnis von 10 Teilen Gin zu 1 Teil Vermouth. Das ist also nachgerade schmeichelhaft für den ängstlichen General, aber immer noch ein harter Drink für jeden Martini-Fan. Salute!