22.07.2012

Lektion 30: Die Riva

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Was macht die Riva zum begehrenswertesten Boot von allen? Die Riva ist ein Boot, in das sich jeder sofort verliebt. Weil es zeitlos, charismatisch und von klassischer Schönheit ist. Und dabei auf seltsame Weise schlicht bleibt. Sogar Frauen können sich ihrem Charme nicht entziehen. Die Riva — jenes legendäre Motorboot aus den 60er-Jahren, ist ein elegantes Wassercabrio, das für die Leichtigkeit des Reichseins steht. Aber ohne Protz und Spießigkeit.

Auf einer Riva liebten sich Gunter Sachs und Brigitte Bardot — führerlos bei voller Fahrt, wie es die Legende will. Jean-Paul Belmondo, Sophia Loren, der Schah von Persien, Aristoteles Onassis, Aga Khan, all die Boat-People der Côte d'Azur hatten eine, ob nun Riva Tritone, Olympic oder das bekannteste Modell, die Aquarama.

Nur rund 4000 Exemplare hat Carlo Riva in den 50er- und 60er-Jahren in seiner Werft am oberitalienischen Lago d'Iseo gebaut, alle in aufwändiger Handarbeit aus zehn Jahre lang abgelagertem Holz unterschiedlicher Provenienz. Dunkles Mahagoni aus Gabun für den Rumpf, helleres aus Honduras für Deck und Innenverkleidung. Dazu mindestens zehn Schichten Lack, jede Menge chromglänzender Zierrat und als Herz des Ganzen großvolumige Motoren von Cadillac, Chevrolet und Lamborghini. Auch die Lenkräder und Teile der Armaturen stammen aus den amerikanischen Straßenkreuzern jener Zeit. Ein Fest für alle Sinne, vom Auge über die Fingerspitzen bis zum Popometer, wenn der Motor startet.

Wie viele dieser ersten Exemplare übrig geblieben sind, ist unklar. In Hamburg und auf dem Bodensee soll es rund ein Dutzend geben, eine Hand voll im Ruhrgebiet und zwei in Berlin. Auch die Amerikaner haben sich die europäische Design-Ikone ins Land geholt. Allein auf dem kalifornischen Lake Tahoe fahren 25 Riven. Insgesamt, munkelt man, mögen es weltweit vielleicht 2000 Exemplare aus den ersten Jahren sein, die noch irgendwo im Wasser dümpeln. Wenn sie denn dümpeln dürfen. Die meisten sehen das Wasser nur für ein paar Wochen im Jahr, andere werden von ihren Besitzern permanent in klimatisierten Hallen gehalten. Zu kostbar und empfindlich ist das Holz. Zu wunderbar.

Das treibt die Preise in astronomische Höhen. Zwischenzeitlich wurde bis zu einer halben Million Euro für alte Riven gezahlt. Dafür bekam man aber auch ein perfektes Doppelmotorgeschoss mit rund 800 PS, das bei Höchstgeschwindigkeit zu fliegen scheint. Mehr als 80 km/h sind mit einer Riva drin. Theoretisch zumindest. Denn natürlich würde niemand mit dieser rassigen Italienerin rasen. Die in zahllosen Clubs zusammengeschlossenen Fans gleiten viel lieber elegant über die Wellen, treffen sich irgendwo in der Mitte eines Sees, um gemeinsam ein paar Häppchen zu vernaschen. So wie weiland Gunter seine Brigitte.

Die weltweite Wirtschaftsflaute hat auch ein Gutes – zumindest in Sachen Riva: Zurzeit liegen die Preise für ein ordentliches Boot nur bei rund 125.000 Euro. Ein Schnäppchen auf hohem Niveau. Wer viel Glück hat, erwischt ein Boot mit Geschichte. Etwa jene Tritone, die 1966 für den Verleger Axel Springer gebaut wurde. 18 Jahre galt sie als verschollen, bis sie bei einem Bootshändler im Harz auftauchte. Er verkaufte sie für läppische 100.000 Mark, weil der Käufer versprach, die Riva zurück nach Berlin zu bringen. Nun gehört sie dem Verleger eines Kleinanzeigenblatts von der Spree. Was er in den Papieren fand, macht das Boot zum Unikum: eine Sondergenehmigung, mit der Axel Springer mit seiner Riva als Einziger die Kanäle an der Grenze zu Ostberlin befahren durfte.

(Quelle: derberater.de - Alles was Männer wissen müssen © Playboy)