Von links: der Konsul der Republik Benin, ein anonymer Stehgeiger, die erste Frau von Max Grundig, die Anneliese, und der Stilbestimmer im Salle Empire, im Hotel de Paris, Monte Carlo |
Es war ein romantischer Abend im L'Espadon, dem atemraubend schönen Restaurant des Hotel Ritz, das damals noch nicht von uneleganten Ostgoten überschwemmt wurde. Zum Spargel - fünf pralle Stangen von den Feldern des Landes serviert mit einer Sauce Mousseline - stellten die Kellner eine Schale mit warmen Wasser auf den Tisch. Zum anschließenden Waschen der Finger: Spargel ißt man nämlich mit der Hand! Das wissen heute die wenigsten, denn im Sansibar in Rantum/Sylt lernt man so etwas natürlich nicht.
Nach der Vorspeise traten die zwei Stehgeiger des Hauses endlich auch an unseren Tisch und verwöhnten die Ohren mit dem Thema aus Der Pate. Das zweite Musikstück mögen wir uns wünschen, bat man uns höflich. Doch uns stand der Sinn nach einer Überraschung. Die Künstler warfen sich einen kurzen Blick zu und setzten an... Und schon erklang sie, die so vertraute Melodie, die Frankie (mit einem Text von Paul Anka) zu einer universellen, sentimentalen Hymne gemacht hat: "My Way".
Das verblüffende an diesem musikalischen Appetithäppchen: Erst wenige Wochen zuvor hatte ich das Stück als einsames Saxophonsolo gehört - am Grab auf der Beerdigung meines Vaters. Es war sein letzter Wunsch... In diesem poetischen Moment im Ritz schämte ich mich meiner Tränen nicht und blinzelte hinauf zum blattgoldgefaßten Deckenfresco.
Die Küche des L'Espadon hat zwei Sterne im Guide Michelin und 17 Punkte im Gault Millau. Einen Führer, der die Stehgeiger eines Restaurants und die silbernen Spargelzangen von Christofle bewertet, gibt es bis heute nicht.
L'Espadon, Hotel Ritz, Paris |