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28.11.2010

Lektion 17: Essen muß der Mensch

Bigmouth Striked Again
Winter in Paris. Ein sonniger Mittag auf der Terrasse von "Les Deux Magots". Alle wollen nur das eine, das Tagesgericht: Den verführerischen kleinen Linsensalat mit einigen Scheiben Foie Gras (12,50 €). Es breitet sich unter dem legendär souveränen Servicepersonal sogar eine gewisse, gänzlich ungewohnte Hektik aus, weil die Küche offenbar nicht nachkommt. Geht etwa die Stopfleber zur Neige? Eigentlich undenkbar in Pariser Kühlschränken… Oder hat der Chef seine Linsen verloren?

Als nun noch obendrein auch wir das begehrte Schälchen (siehe Foto) ordern, verdreht der Kellner sogar kurz die Augen und muß erst durch eine scharfe Nachfrage nach seinem Befinden – abschtlich mit deutlich deutschem Akzent vorgetragen – wieder zur Räson gebracht werden. Aber warum die Aufregung? Schließlich wäre auch heute der Deux-Magots-Klassiker eine sichere Wahl: der “Saumon fumé de Norvège et toasts” (24,50 € - im Foto links) – ein Lachs von einer Güte, die demütig werden läßt.

Wir lassen uns jedenfalls beides servieren auf dem winzigen Outdoor-Tischchen vis-à-vis der Église Saint-Germain-des-Prés, die in der wärmenden Wintersonne glänzt. Unterdessen versteckt der “Voiturier” - auf deutsch: ein Auto-Weg-Parker für die Gäste des "Les Deux Magots" (Kosten: 8,00 €) - unseren Renault-Kangoo vor der Meute der eifrigen Pariser Politessinnen. Den praktischen Kastenwagen haben wir am Flughafen Orly geborgt von Regine Sixt.

Und so sitzen wir total glücklich zu Tisch. Denn heute bekommt das Auto mal kein “Knöllchen”, und wenn doch – es gehört ja gar nicht uns… So läßt es sich aushalten. In 75006 Paris!

Dieser Text erschien zuerst in dem Food-Blog Hannover is(s)t phantastisch

28.01.2008

Menschen im Hotel: Pulitzer Amsterdam



Ocean's Twelve gesehen? Und dabei in den (gefilmten) Anblick Amsterdams verliebt? Nun, das schlechtgehütetste Geheimnis um George Clooney, Brad Bitt, Matt Damon & Co: Das Hotel im vornehmen Westen der Stadt, von wo aus die Bande ihren Diebes-Coup landet, ist: Das Pulitzer. Das Amsterdamer Flagship (The Luxury Collection) von Starwood Hotels liegt an der schönen Prinsengracht, am Rande des charmant-verträumten Stadtviertels "Jordaan" - deshalb für die Location gleich vorab schon mal: 5 Punkte!

Das nahezu 30 historische Stadthäuser umfassende Ensemble grenzt rückwärtig an die Keizergracht, und so kann man sich den allzu treffenden Verweis auf das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" kaum verkneifen. Wie der in Wahrheit splitternackte Märchen-Kaiser ist nämlich auch dieser - womöglich früher einmal prachtvolle - Hotelpalast mittlerweile bar jeden Glanzes und Pomp.


Wir haben es nun dreimal versucht und wurden als Starwood Preferred Guests mit Gold-Status bestimmt nicht schlechtmöglichst untergebracht: Aber ob "Deluxe"-Zimmer, wie hier die Standardkategorie heißt, oder "Executive" (Rackrate 570 Euro, im Internet nie viel preiswerter als 420) - der Lack ist ab!

Ein Executive-Room, dessen einziges Plus - nämlich der Ausblick auf die Gracht - auch noch mit 30 Euro p.N. extra bezahlt werden muß, ohne jeglichen Flur oder Vorraum vom Gang getrennt, übersät mit häßlichsten Gebrauchsspuren und Abnutzungen, mit lieblosester Dekoration karg möbliert, mit schlecht funktionierenden Vorhängen und Fenstern, mit einem Mini-Bad, ausgeleuchtet mit ca. 25 Watt (alle drei Lämpchen addiert), und als pitoreskem Clou ein Laminatfußboden(!)... Wie gesagt: DAS serviert man hier ausgewiesenen Stammgästen!

Dazu paßt, daß der Kofferträger, den man sich in der Lobby irgendwie selbst zu organisieren hat, so wie in einer großen Bahnhofshalle, das Gepäck VOR dem dafür vorgesehenen Schemel zu Boden krachen läßt mit den Worten "Like your room?". Das gemahnt geradezu an das zynische "Enjoy your meal", mit dem in amerikanischen Diners übelgelaunte Kellnerinnen den Kantinenfraß auf den Tisch knallen.



Luxury Collection? 5 Sterne? Wo leben wir denn? Wir geben diesen Kemenaten 2 Sterne, gerade auch, WEIL wir ganz fantastische Häuser der Luxury Collection kennen oder den Standard der anderen Luxus-Brands von Starwood: Westin und St. Regis.

Symptomatisch, daß das Personal (mit einigen löblichen Ausnahmen, z.B. Barkeeper, Portier) derart unbeseelt zur Sache geht, wie man das im heiteren Amsterdam sonst gar nicht kennt. Vermutlich erwartet der große Starwood-Konzern in dieser Stadt gar keine Hi-End-Touristen oder -Business-Reisenden, für den die Liebesmüh' lohnte?! Und tatsächlich: Das Publikum im Pulitzer ist eher von der Sorte "Mittlerer Westen", die halten vermutlich noch einen 40 Zentimeter langen, sich aufblätternden Riß in der Tapete für "Old-World-Charme".


Andere Top-Konzerne "performen" in Amsterdam übrigens ähnlich unterdurchschnittlich (Ausnahme: Interconti!) oder fehlen gänzlich (Four Seasons, Ritz-Carlton, Hyatt etc.). Einen Steinwurf vom Pulitzer entfernt liegt ein privat geführtes Haus mit ähnlichem "Layout" - eine Phalanx herrlicher historischer Stadthäuser: Das Hotel Ambassade. Gewiß auch nicht immer perfekt gefinisht, aber gediegen, propper und liebevoll bis ins Detail, und mit einer reizenden Staff. Ein Wohlfühlhotel. Ab 190 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, aber "des Kaisers neue Kleider" lehren einem, die Ansprüche ein wenig neu auszurichten. Auf also zur Herrengracht!