10.09.2010

Lektion 14: Coming down is the hardest part

Die legendäre plane-crash Schlußszene aus Peter Weir's Film Fearless. Musik: "Polymorphia"
von Krzysztof Penderecki
.

05.09.2010

Lektion 13: Schuhputzer

Club Salon Baba
L'art du cirage et du glaçage  

Oft wird vergessen, daß die Dienstleistung am Gentleman ja auch immer ein Akt der Kommunikation ist, oder sollte man besser sagen: war. Mit meinem Barbier kann ich mich nicht unterhalten. Er spricht nur türkisch. Immerhin: wenn ich mich bei der kitzligen Massage der Halspartie krümme und winde, lächelt er leise mit. 

In der Heimat des Gentleman mag das hie und da noch etwas anders sein. Im The Connaught (dem besten Hotel Londons - wer das Gegenteil behauptet ist blöd) wird der Gang zum Klo zum Vergnügen. Denn auf dem stillen Örtchen hinter der Lobby wartet das vertraute Gesicht eines in Ehren gealterten, nun..., sagen wir mal: "Facility Managers" - wie es heute wohl heißen muß. 

Der livrierte Schwarze reicht das Frottée. Und die sich anschließende Diskussion, Tropfen welchen Eau de Toilettes er seinem Gast wohl in den Nacken sprühen dürfe, gehört zu den vergnüglichsten Momenten des Tages.
The Connaught Hotel
Ein paar Schritte weiter östlich in diesem wunderbaren Mayfair, in der Burlington Arcade, sitzt ein Schuhputzer - mehr als Deko denn als Service, übrig geblieben von einem ganzen Heer dienstbarer Geister, die früher - so wird erzählt - mit Wichse und Bürste durchs borough wieselten. Immerhin: der hier macht seine Sache gut - für 3 Pfund. Doch ist dies nur noch ein Abgesang. Wie ja die ganze Arkade im Grunde genommen nur noch Zierart und Folklore ist. Für die hier angebotenen Produkte und Dienstleistungen gibt es eigentlich keinen messbaren Markt mehr. Vis-à-vis vor dem Flagship von Abercombie&Fitch versuchen zwei muskelbepackte Türsteher die Massen zu bändigen... Heute will halt jeder nur noch ein Leibchen, auf dem steht: "A.F.".

Das Aussterben bedrohter Servicearten ein wenig hinauszuschieben, das hat sich ein senegalesischer Dipolomatensohn aus Paris auf die Fahnen geschrieben. Papa "Baba" Conrad Sarr. Und er geht sogar noch weiter, er kehrt den fatalen Trend um! Sein Schuhputzladen, der mit Devotionalien vollgepfropfte, wie der Schrein eines Dandys eingerichtete Club Salon Baba in einer Querstraße der Champs-Eylsées, ist der exklusivste und charmanteste hot spot des gesamten 8. Arrondissement. Le plus cool. 

Zunächst einmal: Das Handwerk wird hier zelebriert wie eine Kunstform. Und so nennt Baba es auch: l'art du cirage et du glaçage. Mit seiner geheim gehaltenen Technik, die er nur noch an seine gazellenhafte Assistentin und Freundin weitergegeben hat, bringt er Schuhe derart zum Glänzen und Strahlen, daß es eine Wonne ist. Das dauert mitunter aber auch schon mal bis zu 20 Minuten - kostet aber immer nur 10 Euro, und wenn man lieb ist, versteht sich der Preis sogar inklusive Espresso oder Champagner. Und lieb sind hier die meisten, denn dieser schöne, warmherzige, freundliche Mensch, der noch in Sneakers Eleganz ausstrahlt, versammelt die feinsten Exemplare der jeunesse dorée in seinem kleinen Schuhputzlädchen. Es ist wie in einem Taubenschlag, bloß daß hier fast ausschließlich der Typ Paradiesvogel zur Tür hineinflattert, darunter zur Hälfte Weibchen.

Man spricht über Neuigkeiten aus dem Quartier, über Reisen, die schönen Künste, Afrika, Martin Luther King... und über Schuhe! Mit einem Billigfabrikat oder gar einem Loch in der Sohle sollte man den Club Salon Baba tunlichst nicht aufsuchen, denn um sich zu blamieren, gibt es bestimmt bessere Orte als diesen Hort lässiger Kultiviertheit und selbstverständichen Stils. 34 rue Jean Mermoz. Grüße bitte!

Babas Gästebuch: Frankreichs Jeunesse Dorée

Eine schöne Reportage über den Club Salon, der ich dieses Foto entnommen habe, gibt es auch hier: De Jeunes Gens Modernes.

Der Stilbestimmer trägt beim Schuhputzer: Schuhe von Alden, Strümpfe von Sozzi, Hose von Valentini, Hemd von Barba, Sakko von Cesare Attolini.

03.09.2010

Lektion 12: Es wird Nacht, Senorita


Der Udo und ich. Da paßte früher allerhöchstens
die Schwarzhaarige im weißen Bikinioberteil dazwischen.

Als Sproß alter Wörthersee-Fahrer - schon seit den 60ern - kennt man Udo natürlich von Kindesbeinen. Denn in Kärnten im Allgemeinen und am Wörthersee im Besonderen ist der Klagenfurter Sohn seit jeher omnipräsent und wird dort verehrt wie eine Gottheit. Und das darf man durchaus wörtlich nehmen...

Später hieß man uns in der Diskothek Drop In im Hotel Schloß Seefels in Pörtschach, für einige Nächte den besten Tisch (den einzigen im Eingangsbereich) zu teilen. Der Superstar mit Anhang und der junge Schnösel und Piefke mit Anhang. Das war bestimmt nicht schön für den Chansonnier (sehnte er sich damals womöglich erstmals, "ich war noch niemals in New York"?)...

Wieder einige Jahre später sprang meine Begleiterin Niki barbusig in die Wörthersee-Wasser, ausgerechnt als Udo in seinem Boesch-Boot (ein Mittelklassefabrikat vom Zürichsee) gerade am Steg unseres Hotels in Maria Wörth festmachen wollte und prompt fragte: "Ist das deine Freundin?" - "Ja", antwortete ich nicht ohne Stolz. Daraufhin er nur: "ex!". Show-Business... Natürlich blieb alles beim Status Quo. Der Barde wagte es nicht einmal.

Wir stellen also fest: in "Es wird Nacht Senorita" spielt der eigentlich schüchterne Udo Jürgens nur eine Rolle. Es gehört sich ja auch nicht wirklich, so frech und vorwitzig zu sein wie der Wanderer ohne Quartier in dem Lied... Oder doch?