01.12.2010

Lektion 18: Kleine Fluchten

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Bernardo Bellotto:
Venizianisches Capriccio mit Ansicht von Santa Maria dei Miracoli
 Der wasserseitige Eingang ins Gritti

Selbst der polyglotteste Reisende kann nicht immer dort sein, wo er sich gerade hinwünscht. Unser Lieblingsplatz in der Welt, wie wir sie kennen, ist die hölzerne Terrasse (direkt am Canal Grande) des Hotels Gritti Palace in Venedig im Stadtteil San Marco.

Hotel Gritti Palace
Über die Luxuriösität und Abgehobenheit dieser Herberge ist alles gesagt. Eine Art Ritz in der Lagune, denn wie in der Pariser Hotel-Ikone gibt es auch hier viele Legenden und ebenso viel Renovierungsstau - und gelegentlich Langweile.

Doch nicht immer, wenn spontanes Fernweh plagt, ist der Canal Grande sofort greifbar. Eine naheliegende Alternative ist ein Besuch in der Landesgalerie im Niedersächsischen Landesmuseum zu Hannover. Hier hängt - ein wenig versteckt - unser ganz privates Venedig. Diesen Kurztrip kann jedermann machen: Es ist eine kleine Ansicht der Kirche Santa Maria dei Miracoli, gemalt um 1740 von Bernardo Bellotto (geb. in Venedig 1721, gest. in Warschau 1780).

In der Landesgalerie
Das Gemälde ist ein Capriccio, in dem einzelne venezianische Bauwerke zu einer frei erfundenen Komposition zusamengefügt wurden. Die linke Bildhälfte zeigt die Chorseite der kleinen Votivkirche Santa Maria dei Miracoli mit Rundfenstern im Kuppeltambour anstelle der gegenwärtig rundbogigen Fensteröffnungen und ohne die blinden Oculi im rechteckigen Tambourunterbau. Das 1481 - 1489 von Pietro Lombardo und seiner großen Werkstatt errichtete Gotteshaus war zur Zeit seiner Entstehung der erste allseits freistehende Kirchenbau Venedigs.

Santa Maria dei Miracoli
Bellottos Mutter war die Schwester des Malers Antonio Canaletto; deshalb ist Bellotto gelegentlich auch unter dem Namen seines Onkels und Lehrmeisters in die Kunstgeschichte eingegangen. 1735 trat er in dessen Werkstatt ein, zunächst als Schüler, später als Mitarbeiter. Von 1747 - 1766 war Bellotto als Hofmaler in Dresden tätig und wirkte anschließend bis zu seinem Tod als Hofmaler in Warschau. Seine Stadtansichten zählen zu den Höhepunkten der Vedutenmalerei des 18. Jahrhunderts.

Das Gemälde in der Landesgalerie ist eine Leihgabe der Fritz Behrens Stiftung Hannover.

(Quelle: Teile dieses Textes entstammen der Bildbeschreibung des genannten Werkes der Landesgalerie im Niedersächsischen Landesmuseum.)

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